„Papa, ich mag später mal in die Weinbauschule gehen!“ Als ich diesen Satz von meinen beiden Kindern gehört habe, hat mich das natürlich stolz gemacht. Vor allem, da die Idee nicht von mir kam. Offensichtlich gefällt Ihnen, was die Urgroßeltern, Großeltern und Eltern vorgelebt haben – und das ist doch das schönste Kompliment überhaupt für die eigene Arbeit.
Das Weingut Gerhard Lobner wurde von meinen Großeltern gegründet. Meine Familie lebt seit jeher in Mannersdorf, einem kleinen Ort im südlichen Weinviertel, wo ich 1976 auf die Welt gekommen bin. 1999 bin ich – nach Absolvierung der Weinbauschule und mehreren Praktika im Ausland – in den elterlichen Betrieb eingestiegen, 2007 wechselte ich dann zu Wiens größtem Weingut, Mayer am Pfarrplatz. Seit 2009 leite ich die Geschäfte am Pfarrplatz. Das klingt nach viel Stress und ist es auch. Nichtsdestotrotz stand es für mich immer außer Frage, dass ich eines Tages den elterlichen Betrieb übernehmen werde – und „eines Tages“ war dann Anfang 2015. Es ist mir eine große Freude, beides schupfen zu dürfen und Tag für Tag zu erleben, wie unterschiedlich und doch irgendwie auch ähnlich die beiden Weingüter sind.
Schon als Kind war es mein Traum, die Terrassen des Gelsenbergs zur Gänze zu bewirtschaften und was soll ich sagen – jetzt ist es soweit. Auf 10 Hektar Anbaufläche am Gelsen- und Rochusberg gedeihen die Trauben für meine sechs Weine, bei denen klassischerweise der Weiße dominiert. Mein Herzenswein, der Riesling, bringt wie kein anderer den Charakter der Landschaft zum Ausdruck. Für mich ist er die Königsklasse des Weins und die Sorte, die als Synonym für das Weingut Gerhard Lobner steht. Ob meine Kinder das eines Tages ähnlich sehen? Ich bin gespannt.