Von Auwäldern, Herzkirschen und einem Top-Terroir
Sanft und dezent, statt schroff und hart: das südliche Weinviertel – die Landschaft entlang der March – gehört zu den Regionen, die sich nicht aufdrängen, aber einmal gesehen, für immer im Gedächtnis bleiben. Die Kamp-Thaya-March-Radroute, als eine der schönsten Strecken Österreichs, hat schon so manche Radler in diese Gegend geführt, jetzt ist es an der Zeit hier vom Pedal zu gehen.
Mein Weingut liegt im beschaulichen Mannersdorf an der March. Um sich einen Eindruck des Ortes zu verschaffen, muss man nicht – wie ich als Kind – auf die Herzkirschen-Bäume klettern, sondern fährt oder spaziert am besten zur 1648 errichteten Rochuskapelle, die Sie auch auf meinen Weinetiketten finden. Der dreigeschossige Rundbau ist etwas ganz Besonderes, ist er doch einer der wenigen Vertreter der italienischen Renaissance nördlich der Alpen. Wer hier steht und den Blick schweifen lässt, hat dieses unbezahlbare Gefühl von Weite und Freiheit. Die Presshäuser, die seit mehr als 300 Jahren das Weinviertel prägen, liegen den Besuchern der Rochuskapelle ebenso zu Füßen, wie die Weinberge des Gelsen- und Rochusberges. Die Stille auf diesem Aussichtplatz ist geradezu majestätisch und eine Erholung für jeden Stadtmenschen.
Das südliche Weinviertel liegt nur 45 Autominuten von Wien entfernt und ist doch eine ganz andere Welt. Die charakteristischen Auwälder der unteren March sind Mitteleuropas letzte flussdynamische Auenlandschaft und dank der Lößböden eignet sich die Gegend ganz hervorragend für den Weinbau. Der hier spürbare pannonische Einfluss sorgt für ein relativ trockenes Klima mit kalten Wintern und heißen Sommern. Die Frucht wird dadurch klar, präzise und ausdrucksstark.
Ebenso klar, präzise und ausdrucksstark erzählen die Weine die Geschichte der Landschaft, in der die Trauben wachsen – denn Weine sind immer auch die Botschafter ihrer Heimat. Das klingt schön – ist es auch. Auf dem Land, das man seine Heimat nennt, seiner großen Leidenschaft – dem Weinbau – nachgehen zu dürfen.